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Geschichte unserer Schule

von Oberstudiendirektor Hubert Hellmann,
Leiter der Liebfrauenschule von 1979 bis 2004

--> 130 Jahre Liebfrauenschule

--> 95 Jahre Schule der Liebfrauenschwestern

--> 1979: Von der Ordensschule zum Bischöflichen Gymnasium

--> Bauliche Veränderungen und Erweiterungen

--> Pädagogische Entscheidungen und Entwicklungen

--> Musikzweig als pädagogisches Konzept

--> Schulpolitisch bedingte Veränderungen

--> Resümee

 

132 Jahre Liebfrauenschule

Im Jahre 1888 gegründet, ist die Liebfrauenschule Oldenburg nunmehr bereits über 130 Jahre alt. Sie gehört damit zum Kreis der älteren, traditionsreichen und im Bewusstsein der Altoldenburger fest verankerten schulischen Einrichtungen.

Mit ihrem Namen verband man lange Zeit hindurch drei besondere Merkmale: menschlich und religiös geprägt durch Ordensschwestern, bestimmt von einem katholisch fundierten Erziehungs- und Bildungsverständnis, der höheren Mädchenbildung verpflichtet.

Obwohl deshalb nur ein begrenzter Teil der Oldenburger Familien in der Liebfrauenschule die Schule ihrer Kinder sah, genoss diese doch weit über ihre Klientel hinausgehende Beachtung und Anerkennung. Sie wurde gerade wegen und in ihrer Besonderheit als wichtige Bereicherung der Schullandschaft in dieser Stadt empfunden.

Das sollte sich besonders deutlich zeigen, als 1979 ein Schulträgerwechsel vorgenommen wurde, eine sicherlich tiefe Zäsur in der Geschichte der Liebfrauenschule, die damals hohe Wellen schlug und Ängste um die gewachsene, von den Liebfrauenschwestern geprägte Identität der Schule laut werden ließ.

Wer sich genauer über die Geschichte der Liebfrauenschule in den neun Jahrzehnten bis zum Trägerwechsel informieren möchte, sei auf eine ausführliche Darstellung in der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum im Jahre 1988 verwiesen. Eine kurz gefasste Übersicht soll aber auch in diesem Aufsatz, in dem es eigentlich um die Zeit danach geht, nicht vorenthalten werden.

95 Jahre Schule der Liebfrauenschwestern

Entsprechend dem Wunsch der katholischen Kirchengemeinde Oldenburgs nach einer – wie schon in vielen anderen Städten – von Ordenskräften geführten Schule erklärte sich die Kongregation der Schwestern Unserer Lieben Frau bereit, eine solche auch in Oldenburg aufzubauen. Die am 1. Mai 1888 in einem angemieteten Wohnhaus an der Auguststraße aus der Taufe gehobene Schule begann als Höhere Töchterschule, verbunden mit einer Vorschule für Jungen.

1903 – die Schülerzahl betrug inzwischen etwa 100 – konnten die Schwestern das Nachbargrundstück Auguststraße 31 erwerben und einen Neubau planen. Es entstand der heute noch dort befindliche „Altbau”.

Das Jahr 1913, das Jubiläumsjahr des 25-jährigen Bestehens, bescherte der Schule die Anerkennung als Lyzeum durch das Oldenburger und Preußische Ministerium. Sie hatte damit den Rang einer staatlich anerkannten, sechsjährigen Höheren Mädchenschule mit dem Abschluss der Mittleren Reife und der Versetzung in die Oberstufe eines Oberlyzeums. Ab jetzt führte sie den Namen „Liebfrauenschule”. 13 Ordensschwestern und vermutlich etwa gleich viele weltliche Lehrkräfte unterrichteten zu dieser Zeit eine ca. 150 Mädchen und 50 Jungen zählende Schülerschaft.

1938 kam es zur zwangsweisen Schließung der Liebfrauenschule durch die Machthaber des nationalsozialistischen Staates und deren örtliche Funktionäre. Durch Erlass des Oldenburgischen Ministers der Kirchen und Schulen – es war der in Oldenburg unrühmlich bekannte Minister Pauly – wurde die Schließung zum 31. März 1938 angeordnet. Einen Monat später hätte die Schule ihr 50-jähriges Bestehen feiern wollen. Das Schulgebäude wurde nach entsprechenden Umbauten in ein Damenwohnheim umgewandelt.

Nach Kriegsende fühlte sich der Orden angesichts der geistigen und materiellen Notlage herausgefordert, einen Neubeginn zu wagen. Ostern 1946 wurde der Unterricht mit einer 5. Klasse wieder aufgenommen. 1951 waren alle sechs Jahrgänge eines Lyzeums vertreten. Ein Jahr zuvor hatte die Schule erneut die staatliche Anerkennung erhalten. Die Schülerzahl betrug 1954 bereits über 300, im Unterschied zu früher nur Mädchen; fast unvorstellbar, dass man im heutigen Altbau, der zudem noch zu großen Teilen privat bewohnt war, so viele Schülerinnen beherbergen konnte, pro Klasse und Klassenraum manchmal über 50.

1956 wurde der Status der Schule durch Landeserlass in ein „anerkanntes privates neusprachliches Progymnasium für Mädchen” umgewandelt. Die Ausweitung zum Vollgymnasium verbot sich aus Platzgründen, bis es Anfang der sechziger Jahre gelang, zwei weitere Nachbargrundstücke an der Auguststraße zu erwerben und einen Erweiterungsbau in Angriff zu nehmen.

Am 20. Oktober 1965 fand die Einweihung des heutigen Hauptgebäudes statt, und im Folgejahr wurde mit einer erstmaligen 11. Klasse die gymnasiale Oberstufe eröffnet.

Im Zusammenhang mit der Einrichtung der niedersächsischen Orientierungsstufe Anfang der siebziger Jahre kamen auf die Liebfrauenschule zwei wichtige Neuerungen zu: zum einen der Verlust der Eingangsklassen 5 und 6 und zum anderen die Aufnahme von Jungen. Zudem wurde die Oberstufe, wie an allen niedersächsischen Gymnasien, entsprechend der Vereinbarung der Länderkultusminister von 1972 umstrukturiert.

Als die langwierige Entwicklung zum siebenjährigen, koedukativ geführten Vollgymnasium mit reformierter Oberstufe abgeschlossen war und nach all den genannten Veränderungen der notwendige Prozess einer inneren Konsolidierung die pädagogischen Anstrengungen bestimmte, kam es – damals ziemlich überraschend – zum Schulträgerwechsel.

1979: Von der Ordensschule zum Bischöflichen Gymnasium

Die Ordensleitung der Liebfrauenkongregation und der Bischöfliche Offizial in Vechta, damals Weihbischof Dr. Max-Georg Freiherr von Twickel, vereinbarten im Frühjahr 1979 eine Übernahme der Schule durch einen neuen, vom Offizial einzurichtenden und diesem unterstehenden Träger in der Rechtsform eines örtlichen Schulfonds.

Auf Seiten des Ordens hatte dieser Entschluss personelle Gründe: Es fehlte an genügend Nachwuchskräften für die damals noch zahlreichen ordenseigenen Schulen. Und auf Seiten des Offizialates sah man die Dringlichkeit, das Angebot dieses katholischen Gymnasiums in Oldenburg zu erhalten, zumal die jährlich hohen Anmeldezahlen eine Demonstration der großen Wertschätzung waren, die die Liebfrauenschule in der Öffentlichkeit genoss.

Zudem gab es inzwischen die Paulusschule als kirchliche Orientierungsstufe mit angeschlossener Haupt- und Realschule. Ohne katholisches Gymnasium, das die von der Paulusschule für eine gymnasiale Schullaufbahn empfohlenen Jungen und Mädchen nach den zwei Orientierungsstufenjahren übernehmen konnte, wäre der erst wenige Jahre alte Verbund katholischer Schulen ein Torso geworden.

Wie anfangs bereits angedeutet, vollzog sich der Wechsel aus der Obhut des Ordens in die Verantwortung eines bischöflichen Trägers und einer damit verbundenen kirchlichen Verwaltungsbehörde keineswegs unproblematisch. Kam es doch dabei in der bis dahin einträchtigen Schule, die zudem im Rufe eines ungewöhnlich freundlichen, menschlichen Schulklimas stand, plötzlich und unvermittelt zu Aufregungen, die sich sehr schnell zu massiven Erschütterungen des bis dahin harmonischen Miteinanders ausweiteten. Viele fürchteten, dass eine lange Tradition abrupt enden und der durch die Schwestern Unserer Lieben Frau geprägte Geist der Schule sich wesentlich verändern würde.

Warum diese Befürchtungen? Im Rückblick weiß man: Es ist die Zeit außerordentlich tiefgreifender Veränderungen in der Gesellschaft allgemein und eben auch in der Kirche. Die 68-er Revolte ist in ihren Auswirkungen in vollem Gange. Die katholische Kirche befindet sich in der nachkonziliaren Umbruchs- und Neufindungsphase. Die konfessionelle Trennung wird von vielen nicht nur bedauert, sondern in ihrer Begründung in Frage gestellt; mehr noch: insbesondere der katholischen Kirche wird eine mangelnde Bereitschaft zur konfessionellen Wiederannäherung unterstellt.

Vormals relativ homogene Einstellungen katholischer Kirchenmitglieder zu kirchlichen Strukturen und Ordnungen sowie eine wenigstens im Grundsatz kirchlich gebundene Glaubenspraxis brechen mehr als je zuvor auseinander. Das gespannte Nebeneinander von „Konservativen” einerseits und „Progressiven” andererseits wird zur offensichtlichen Realität. Während die Einen das tradierte Glaubens- und Kirchenverständnis bewahren möchten, reklamieren die Anderen für sich eher eine an allgemein humanitären Prinzipien orientierte Christlichkeit, die zunehmend mit kritischer Distanz zur verfassten Kirche einhergeht, nicht selten bis hin zur generellen Ablehnung kirchlicher Ordnung und damit persönlicher kirchlicher Bindung.

In Dienstgemeinschaften kirchlicher Einrichtungen wie z. B. Schulen lernt man, die Fragen der persönlichen Einstellung zu Glaubens- und Kirchendingen im Interesse der gemeinsamen Aufgabe und des einvernehmlichen Miteinanders mehr und mehr ins persönlich Private zurückzunehmen. Man weiß voneinander, dass man im weltanschaulich religiösen Bereich nicht mehr eines Sinnes ist, aber man lässt einander gewähren. Es entwickelt sich eine Haltung, die für die eine Seite eher unauffällig resignativ ist, von der anderen Seite hingegen selbstbewusst als eine neue Kultur der Toleranz und Liberalität gepriesen wird.

Dies alles macht selbstverständlich vor den Toren katholischer Schulen nicht Halt. Noch etwas Anderes ist für die oben gestellte Frage nach der Ursache für die Übergangsschwierigkeiten von Bedeutung. Katholische Schulen waren früher und sind auch noch zu jener Zeit in ihrer großen Mehrheit Ordensschulen. Neben der Liebfrauenkongregation sind es in der Nordwestregion Deutschlands hauptsächlich Ursulinen, Franziskanerinnen und Franziskaner sowie Dominikaner und Jesuiten, die Schulen, vielfach Gymnasien, unterhalten.

Die Orden sind nicht nur mit ihren Ordenslehrkräften präsent, sondern es sind diese Ordensfrauen und Ordensmänner, die als Leiterinnen und Leiter wie auch als Lehrerinnen und Lehrer diese Schulen durch und durch prägen, die mit ihrem Glaubens- und Lebensvorbild unmittelbares Christsein überzeugungskräftig vorleben. Ihr unbedingter Einsatz für das Evangelium wird schon durch das Ordensgewand sinnfällig.

Orden, ganz gleich, in welchem kirchenrechtlichen Verhältnis sie zur kirchlichen Hierarchie stehen, haben ihre eigene Autorität und Unabhängigkeit. Meist vom charismatischen Geist einer großen Gründerpersönlichkeit beseelt – im Falle der Liebfrauenkongregation die hl. Julie Billiart – und durch eine Ordensregel spirituell geleitet, ist ihnen eine Selbstständigkeit zu eigen, die sie, wenn auch in Treue zum kirchlichen Leitungsamt, weitgehend autonom sein lässt.

Von der oben beschriebenen kritischen Distanz zur „Welt"-Kirche sind die Ordenseinrichtungen in der Regel nicht betroffen. Im Gegenteil: Man sieht in ihnen eher das Gegenmodell einer sichtbar gelebten Christlichkeit in unmittelbarer und ursprünglicher Nähe zum Evangelium und zu den Menschen.

Dieses alles wurde plötzlich virulent, als die Absicht des Trägerwechsels bekannt wurde. Viele äußerten mehr oder weniger laut die Befürchtung, dass mit einem kirchlichen Träger samt neuer Leitung die für kirchentypisch gehaltenen obrigkeitlichen Denk- und Handlungsstrukturen Einzug halten würden und dass eine weltoffene Erziehung, um die sich die letzte Schwesterngeneration bemüht hatte, in eine weniger offene zurückfallen und vor allem der Gedanke der Ökumene wieder zurückgedrängt werden würde.

Der Verfasser dieses Aufsatzes, dem vom neuen Schulträger die Leitung der Schule übertragen wurde, hat in der Umbruchzeit erfahren müssen, wie tief in der Lehrerschaft, aber auch in der Eltern- und Schülerschaft, ja sogar bis weit in die außerschulische Öffentlichkeit hinein die Sorge um die Identität der Liebfrauenschule reichte. Es hat Monate und sogar Jahre gedauert, bis der Wechsel nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich vollzogen und akzeptiert war.

Drei Dinge haben wesentlich dazu beigetragen, dass die bewusst ihren Namen beibehaltende Liebfrauenschule in ihrer Identität letztlich unbeschädigt geblieben ist. Zum Ersten waren es Veränderungen im Kollegium, die erheblich zum Abbau der Spannungen führten, zum Zweiten ist es die Entscheidung des Ordens gewesen, den Schwesternkonvent bestehen zu lassen, so dass ein Teil der Schwestern nach wie vor die im Altbau befindliche Klausur bewohnte. Sie gehörten weiterhin, wenn auch nicht mehr als Lehrerinnen, zur Schule, pflegten selbstverständlichen Kontakt zum Kollegium und zu den Schülern und gehörten ganz einfach zum Erscheinungsbild der Schule.

Darüber hinaus blieb die Oberin des Konvents, Sr. Maria Cäcilia Gerdemann, noch viele Jahre in der Verwaltung der Schule tätig und war mit ihrer Person der hauptsächliche Garant für die Kontinuität zwischen alter und neuer Zeit. Sr. M. Cäcilia, am 26.01.2009 im Alter von 96 Jahren verstorben, hat bis zu ihrem Tod mit lebhaftem Interesse die Geschicke der Liebfrauenschule verfolgt und oft bestätigt, dass der Geist der Schwestern in ihr weiterlebt.

Schließlich war es zum Dritten eine sehr weitsichtige Entscheidung des Bischöflichen Offizials und Weihbischofs Dr. Frh. von Twickel, die zur Kontinuität über den Trägerwechsel hinaus beigetragen hat, die Entscheidung nämlich, einen örtlichen Schulfonds als Träger einzurichten. Nicht der Offizial selber hat die Trägerrechte und -pflichten übernommen, sondern ein so genannter „Schulfondsausschuss”, bestehend aus fünf Personen: damals dem Dechanten und Pfarrer der Oldenburger St. Peter Gemeinde, Pfr. M. Ratzke, dem Leiter der Schulabteilung im Bischöflich Münsterschen Offizialat, Prälat H. Jung, dem Juristen und Finanzpräsidenten K.-H. Wolff, dem vormaligen Leiter des Staatl. Studienseminars Oldenburg, OStD H. Witte und der Leiterin der Liebfrauenschule Vechta, OStD Sr. Maria Hilliganda Rensing.

Damit war einerseits die für die Verwaltung notwendige Anbindung an das Offizialat in Vechta gegeben, andererseits aber auf die Verlagerung der Trägerzuständigkeit in die bischöfliche Behörde bewusst verzichtet worden. Drei Mitglieder waren als Oldenburger unmittelbar vor Ort, und sie kannten sehr genau die für eine Schule so wichtigen lokalen Gegebenheiten und Besonderheiten.

Mit Sr. M. Hilliganda war nicht nur eine Ordensschwester in das Gremium einbezogen, sondern darüber hinaus die Leiterin einer Liebfrauenschule, die mehr als irgend jemand sonst Tradition, Geist und Selbstverständnis ordenseigener Schulen kannte und bei allen Schulträgerentscheidungen auf die Wahrung der gewachsenen Ordensprägung der Oldenburger Schule achten konnte.

Dieses Gremium, wenn es sich auch im Laufe der Jahre in seiner Zusammensetzung mehrfach veränderte, hat 27 Jahre lang (bis es am 9. Mai 2006 durch die neue Schulstiftung St. Benedikt ersetzt wurde) die Hauptverantwortung für die Liebfrauenschule wahrgenommen und dabei mit Klugheit deren Geschicke gelenkt.

Ein nicht unwesentliches Verdienst kommt dabei den bisherigen Geschäftsführern des Schulfonds zu: zunächst lange Jahre Herrn Martin Franke und seit 1998 dessen Nachfolger Herrn Heribert Mählmann. Dem Schulfondsausschuss, der drei bis vier Male pro Schuljahr zusammen kommt, um die ihm obliegenden Angelegenheiten zu erörtern und Entscheidungen zu treffen, hatte der Bischöfliche Offizial  gleich bei dessen Gründung  einen hauptamtlichen Geschäftsführer zugeordnet. Dessen Aufgabe war und ist zum einen die Erstellung der jährlichen Haushaltspläne und die Verwaltung der Haushaltsmittel, zum anderen die Vorbereitung der Schulträgersitzungen, insbesondere der zur Beschlussfassung vorliegenden Anträge. Er ist der ständige und direkte Ansprechpartner der Schulleitung und bekommt insofern immer Kenntnis der jeweils aktuellen Probleme und Erfordernisse. Herr Franke hat bis 1997 die Aufgaben des Geschäftsführers überaus kompetent wahrgenommen. Ihm ist es wesentlich mit zu verdanken, dass die Anfangsphase der LFS als Bischöfliches Gymnasium und auch die anschließenden Jahre nach der Konsolidierung so positiv verlaufen sind.

Das etwas ungewöhnliche Schulträgerkonstrukt eines Schulfonds hat sich als großer Glücksfall für die Schule erwiesen. Nichtsdestoweniger musste es durchaus manchmal gegen Bestrebungen der Offizialatsbehörde, Trägerbefugnisse selbst auszuüben, verteidigt werden. Heute darf man sagen, dass die Schule ihrer gewachsenen Tradition und ihrer grundsätzlichen Zielsetzung treu geblieben ist, freilich angepasst an die Bedingungen einer sich verändernden Zeit.

Der Gedanke, dass Christsein allzeit der Welt zugewandt sein muss und dass wir der Ökumene zutiefst verpflichtet sind, ist keineswegs schwächer geworden. Die weitere Entwicklung der Schule wäre sicherlich nicht wesentlich anders verlaufen, wenn sie weiterhin in der Obhut des Ordens verblieben wäre.

Bauliche Veränderungen und Erweiterungen

Die Ordensschwestern hatten immer gutnachbarschaftlichen Kontakt zu den Mitbewohnern in Haarenesch- und Auguststraße gepflegt. Obwohl für die Wohnbevölkerung eine Schule in unmittelbarer Nähe eine Belästigung sein kann, waren die Schwestern geachtet und beliebt und ihre Liebfrauenschule wohl gelitten.

So kam es, dass dank Sr. M. Cäcilias Verhandlungsgeschick 1983 das auch für andere Interessenten höchst attraktive Nachbargrundstück an der Haareneschstraße gekauft werden konnte. Sofort wurde mit der Planung eines weiteren Gebäudes begonnen, einer Turnhalle und sechs Klassenräumen. Im Mai 1984 begannen die Bauarbeiten, und im Februar des nächsten Jahres war diese für die Schule so wichtige Erweiterung bezugsfertig.

Endlich war der bisherige Missstand, keine eigene Halle für den Sportunterricht zu haben, behoben, und die fast katastrophale Raumnot entschärfte sich wesentlich. Die neu gewonnenen Klassenräume ließen es zu, nun endlich die Anzahl der naturwissenschaftlichen Fachräume auf das Nötige zu erhöhen. Allerdings ist heute eine damalige planerische Fehleinschätzung offensichtlich. Da die Prognosen allgemein einen baldigen drastischen Schülerrückgang vorhersagten, erhielten die neuen Klassenräume eine nach Schulbaurichtlinien auf 26 Schüler bemessene Größe. Dieser Irrtum beschert der Schule heute bedauerliche Probleme, müssen doch in diesen Räumen Klassen unterrichtet werden, die meist eine Größe von 30 und mehr Schülern haben.

Im Sommer 1987 wurden durch aufwändige Umbaumaßnahmen im Hauptgebäude zwei zusätzliche Fachräume für Biologie/Chemie und die zugehörigen Sammlungsräume geschaffen. Die Ausstattung der drei naturwissenschaftlichen Fächer mit dem erforderlichen technischen Inventar sowie mit Lehr- und Lernmitteln, einschließlich dem Instrumentarium für den Experimentierunterricht, erfuhr eine deutliche Verbesserung.

Weitere bauliche Investitionen verteilten sich über die folgenden Jahre: Neugestaltung des Kunstbereichs, Erstellung eines besonders gelungenen Werkraumes im ehemaligen Waschhaus, daneben in allen Jahren zum Teil umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an allen Gebäudeteilen, u. a. der Ersatz des reparaturanfälligen Flachdaches auf dem Hauptgebäude durch ein Satteldach.

1992 wurde der Wohnbereich der Ordensschwestern im ältesten Gebäudeteil saniert und zu einer kompletten Hausmeisterwohnung umgebaut und anschließend von den noch verbliebenen drei Schwestern bezogen. Die damit frei werdende Klausur im Dachgeschoss erhielt sofort eine neue Bestimmung als Computerraum, so dass auch dieser neue und wichtige Fachbereich Einzug in die Liebfrauenschule halten konnte.

1998 stand schließlich, begründet mit einem Hausmeisterwechsel und der Bereitstellung der Hausmeisterdienstwohnung, der Umzug der Schwestern in ein kircheneigenes Wohnhaus an der Georgstraße an. Damit ging die Ära der Schwestern Unserer Lieben Frau in der Liebfrauenschule unwiderruflich zu Ende. Wenn auch der Orden schon 1979 den entscheidenden Schritt der Loslösung von dieser Schule getan hatte, so blieb doch durch die Präsenz einiger Schwestern deren Geist sichtbar gegenwärtig. Ab jetzt fehlten sie auch im Erscheinungsbild der Schule.

Im Jahre des Weggangs der Schwestern streckte am 6. Juni ein orkanartiger Sturm die weit ausladende, mächtige Blutbuche vor dem Hauptgebäude nieder, die prägend, fast als Wahrzeichen zur Schule gehörte. Als hätte das Ende der Schwesternära noch eines solch augenfälligen Zeichens bedurft! Die Abiturientia des Folgejahres spendete der Schule einen neuen Baum, der nun an gleicher Stelle wächst und gedeiht und hoffentlich späteren Generationen einen wiederum majestätischen Anblick bietet.

Die letzte große bauliche Erweiterung hat die Schule 2001 mit der Erstellung eines Gebäudes für den Musikunterricht erfahren. Da wegen des vorhandenen Gebäudebestands auf dem engen Gelände keine weitere Flächenbebauung zulässig war, kam nur eine aufgeständerte Konstruktion in Frage, ohne Verringerung der Freifläche und des Pausenhofes. Um dieses dringende Vorhaben verwirklichen zu können, musste die Schule zusätzlich zu den vom Offizialat in Vechta bewilligten Mitteln Eigenmittel in sechsstelligem Umfang aufbringen.

In einer großen Spendenaktion und durch mehrere Benefizveranstaltungen sind innerhalb eines Jahres fast 160.000 DM zusammen gekommen. Dies bestätigt, dass allgemein eine große Bereitschaft besteht, nicht nur, wie immer schon, caritative Institutionen finanziell zu unterstützen, sondern mehr und mehr auch Bildungseinrichtungen, wenn deren pädagogische Ausrichtung und Zielsetzung überzeugend sind.

Das Musikgebäude wird wohl aus Platzgründen die letzte bauliche Erweiterung gewesen sein. Weiterhin finden aber über die Jahre verteilt Sanierungsmaßnahmen am vorhandenen Gebäudebestand statt, so dass die Schule innen wie außen ein ansprechendes Ambiente darstellt für diejenigen, die in ihr leben und arbeiten. Dank gesagt sei dem langjährigen örtlichen Schulträger "Schulfonds Liebfrauenschule Oldenburg" un der "Schulstiftung St. Benedikt" als neuem Schulträger für die immer vorhandene Einsicht in das pädagogisch Gebotene und für die Bereitschaft zu den notwendigen Investitionen.

Pädagogische Entscheidungen und Entwicklungen

Auch wenn der vormalige und der gegenwärtige Schulträger sowie die Schulleitung immer gewillt waren, die Schule im Sinne der Ordenskongregation weiter zu erhalten, so konnte das nicht bedeuten, Altes einfach zu konservieren. Vielmehr musste sich ganzheitliche, am christlichen Menschenbild orientierte Bildung und Erziehung weitab von starrer Routine immer neue, den Anforderungen einer sich verändernden Zeit entsprechende Wege suchen.

Dem Anwachsen der Schülerschaft war mit einer Erweiterung des Lehrerkollegiums zu entsprechen. In den ersten drei Jahren nach 1979 wurden etwa 15 neue Lehrkräfte eingestellt. Dabei ging es nicht nur um eine Erhöhung der Personenzahl, sondern auch um eine gezielte Umverteilung auf die Fächer in ihrer – teils veränderten – pädagogischen Gewichtung. Das betraf zunächst und besonders die naturwissenschaftlichen Fächer, die sich in einer wissenschaftlich wie fachdidaktisch sprunghaften Fortentwicklung befanden, zu gymnasialen Kernfächern wurden und deshalb mit zusätzlichen qualifizierten Fachkolleginnen und -kollegen besetzt werden mussten.

In den achtziger Jahren erließ das Kultusministerium für sämtliche Fächer neue Rahmenrichtlinien und neue einheitliche Prüfungsanforderungen als verbindliche Richtlinien für die Abnahme der Abiturprüfungen. Das macht deutlich, in welchem Ausmaß ein Prozess der Neuorientierung des Unterrichts im Gange war und welche Anforderungen an die Lehrerschaft damit einhergingen. Richtlinien mussten nicht nur einfach zur Kenntnis genommen, sondern gründlich erarbeitet und in schulinterne Lehr- und Organisationspläne umgesetzt werden. Neue Unterrichtsmaterialien und Lehrbücher waren sorgfältig zu prüfen und für den Gebrauch an der eigenen Schule auszuwählen. Es war eine anstrengende, aber auch äußerst interessante, kreative Zeit.

Musikzweig als pädagogisches Konzept

Niemand konnte schon damals ernsthaft in Frage stellen, dass zum umfassenden Gebildetsein nicht nur fundierte Grundkenntnisse auf mathematisch naturwissenschaftlichem, gesellschaftswissenschaftlichem und sprachlich literarischem Feld, sondern auch musisch-künstlerisches Verständnis und Ausdrucksvermögen wesentlich dazugehören, dass also Schule gerade auch hier einen wichtigen Erziehungsauftrag hat.

Während damals an nicht wenigen Schulen die künstlerischen Fächer eine eher stiefmütterliche Behandlung erfuhren, vielfach Reservoir für Unterrichtsstunden waren, die man in anderen Fächern dringender zu benötigen meinte, ist an der Liebfrauenschule bewusst ein anderer Kurs eingeschlagen worden. Nicht auf Kosten anderer Fächer, wohl aber den Eigenwert der künstlerischen Fächer betonend, wurden diese mit den vollen Lehrerstunden bedacht und bekamen darüber hinaus den nötigen Spielraum für eine erhebliche Zahl an Arbeitsgemeinschaften.

Nach langen, intensiven Überlegungen fiel 1991 die Entscheidung für die Errichtung eines Musikzweiges, dem pro Jahrgang jeweils eine Klasse zugeordnet wurde. Zugrunde lag das pädagogische Konzept, den intensiven theoretischen und praktischen Umgang mit Musik für die Persönlichkeitsbildung nutzbar zu machen.

„Musik ist das sozialste Medium überhaupt. Sie führt Menschen zusammen. Im Ensemblespiel etwa ist man aufeinander angewiesen, um Gemeinsames zu schaffen . . . Musik hat stets mit Ratio zu tun, ist Tektonik, Struktur, Architektur. Es steckt Raum- und Zeitdenken in jeder Komposition. Es wird eine Fülle von abstrakten, komplexen Denkprozessen angestoßen.” In diesen Sätzen drückt der Pädagogikprofessor Hans Günther Bastian den zentralen pädagogischen Ansatz für eine verstärkte musische Erziehung in der Schule aus.

Bedingung für die Aufnahme in den Musikzweig war und ist seither neben einem deutlichen musikalischen Interesse die Bereitschaft, ein Musikinstrument zu erlernen und an einer Musik-AG teilzunehmen. Die Musikzweigklassen werden mit vier Wochenstunden Musikunterricht bedacht, davon zwei Theoriestunden und – besonders wichtig – zwei weitere Stunden für praktisches Musizieren im Klassenorchester.

Die Folge des Musikzweiges war ein enormes Anwachsen musikalischer Aktivitäten in der Schule, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Ein erster Höhepunkt war die Produktion der Kinderoper „Brundibar” im Jahre 1998. Das Schicksal der Kinder in Theresienstadt, die 1943/44 über fünfzigmal „Brundibar” im dortigen Konzentrationslager aufführten und anschließend fast alle nach Auschwitz deportiert wurden, berührt jeden, besonders heutige Kinder und Jugendliche.

Als gemeinsames Projekt der Bereiche Geschichte, Musik, Kunst und Theater wurde „Brundibar” am Holocaustgedenktag erstmalig und dann weitere zehn Male in der Liebfrauenschule und in Orten der Umgebung aufgeführt. Ein besonders eindrucksvoller Höhepunkt war dann eine Aufführung am 1. Mai in Berlin auf Einladung der „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste” zu deren 40-jährigem Jubiläum vor ca. 400 Zuhörern aus aller Welt, darunter zahlreichen Überlebenden des Holocaust.

Durch Vermittlung von „Jeunesses Musicales Deutschland”, das von dem Projekt Kenntnis bekommen hatte, kam es zu einer Projektpartnerschaft mit einem tschechischen Gymnasium in Breclav, das die Oper ebenfalls, natürlich in tschechischer Sprache, produziert hatte. Unsere Gruppe fuhr zu einem einwöchigen Besuch nach Breclav, mit gemeinschaftlichen Aufführungen dort und in Prag in tschechischer Sprache, und ein Gegenbesuch der Tschechen in Oldenburg folgte, mit ebenfalls gemeinsamen Aufführungen in deutscher Sprache.

Und als ob es damit noch nicht genug gewesen wäre, folgte als Gipfelpunkt eine von „Jeunesses Musicales” organisierte Europareise, auf der unsere Solisten und Chorsänger, instrumental begleitet von Mitgliedern des Weltjugendorchesters, acht Aufführungen in Kopenhagen, Lund, Oslo, Amsterdam, Paris, Barcelona, Brüssel und London (in dieser Reihenfolge innerhalb von zehn Tagen) vor insgesamt mehreren tausend Zuhörern absolvierten, meist in den ersten Theatern der genannten Städte.

Solch ein überaus erlebnisreiches, aber auch anstrengendes und den normalen Schulalltag sprengendes Projekt lässt sich zwar nicht alle Jahre durchführen. Aber es zeigt doch, welche Möglichkeiten das pädagogische und organisatorische Konzept eines dank hoch engagierter Lehrkräfte gut funktionierender Musikzweig in sich birgt, natürlich mit Unterstützung vieler anderer Kollegen und letztlich der ganzen Schule.

Insgesamt hat sich im Laufe der Jahre eine Vielfalt an Arbeitsgemeinschaften entwickelt, meist etwa um die 25, nicht nur in den Bereichen Kunst, Musik, Theater und Sport, sondern verteilt auf so gut wie alle Fächer. Die Pflege der Arbeitsgemeinschaften als Angebote an die Schüler, sich über den Unterricht hinaus freiwillig mit interessanten fachlichen Dingen zu beschäftigen, war ein betont pädagogisches Anliegen.

Eine Menge Ideen zur Intensivierung des Schullebens wurden im Laufe der Jahre geboren und in den verschiedenen Bereichen durch engagierte Lehrpersonen in die Tat umgesetzt. Oft war und ist es das Verdienst einzelner Lehrerinnen oder Lehrer, wenn irgendwo etwas Bedeutsames entsteht und sich entfaltet und schließlich beeindruckende Früchte hervorbringt. Diese Einzelnen bedürfen zwar der Mithilfe und Unterstützung durch Andere, aber sie bleiben die Impuls und Richtung gebenden Initiatoren, ohne die es nicht ginge.

Es würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen, auf alle wichtigen, weil profilgebenden Dinge einzugehen. Es wäre viel Gutes darüber zu berichten, wie sich die Schulpastoral entwickelt und angesichts besonders rasch sich wandelnder Voraussetzungen neue Formen und Wege gefunden hat. Auf diesem Feld dem besonderen Auftrag einer katholischen Schule gerecht zu werden, war und ist heute schwieriger denn je und erfordert nicht nur ein enormes Engagement, sondern auch, fundiert in eigener tiefer Gläubigkeit, ein Übermaß an Phantasie und Geduld, zumal die Hilfe eigens dafür eingestellter Seelsorger, seien es Geistliche oder Pastoralreferenten, schon längst nicht mehr zur Verfügung steht.

Ebenfalls Erwähnung finden müsste die im Sinne der Erziehung zu christlicher Weltverantwortung so wichtige Arbeit unter dem Stichwort „Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung”. Hier haben sich seit Jahren arbeitsgemeinschaftliche Aktivitäten entwickelt, die in ihrem erzieherischen Wert gar nicht hoch genug eingeschätzt werden können. Der Eine-Welt-Verkaufsladen in der Schule ist eher nur äußerlicher Ausdruck für die eigentliche Auseinandersetzung mit den Problemen der weltweiten Ökonomie und Ökologie. Zahllose kleine und größere Projekte waren bereits Frucht dieser Initiative.

Im engen Zusammenhang damit ist die Schulpartnerschaft zu sehen, die seit 1998 mit einer katholischen Privatschule im ostafrikanischen Tansania besteht. Einerseits soll diese Schule in einem der extremen Armutsländer, wo es meist sogar am Nötigsten fehlt, von hier aus materiell unterstützt werden. Schon viele Projekte und Sammlungen von Schülern der Liebfrauenschule haben diesem Zweck gedient.

Andererseits ist diese Hilfe aber nicht das Hauptanliegen der Partnerschaft. Vielmehr sollen Wege gefunden werden, gegenseitig voneinander zu lernen und vielleicht Möglichkeiten zu entdecken, miteinander an der Lösung der weltweiten ökonomischen und ökologischen Probleme zu arbeiten. Nach anfänglichen Briefkontakten von Schülern zu Schülern haben die ersten persönlichen Begegnungen stattgefunden: 2001 der Besuch einer Lehrerdelegation der Liebfrauenschule in Tansania, dann 2002 die Reise einer ersten Schülergruppe dorthin, im Frühjahr 2004 schließlich der Gegenbesuch einer Lehrergruppe aus Tansania in Oldenburg zur Vorbereitung eines Besuches von dortigen Schülern.

Das Tansaniaprojekt gehört inzwischen zum festen Bestand, dem viele Überlegungen und kleine, oft auch größere Aktivitäten gewidmet sind. Abschließend soll noch ein Letztes wenigstens in Kürze erwähnt werden, wenngleich dieses wegen seiner Bedeutung für Auftrag und Zielsetzung der Schule eine ausführlichere Darstellung verdiente.

Seit 2002 hat die Liebfrauenschule ein Projekt übernommen, das an katholischen Schulen der Erzdiözese Freiburg entwickelt worden ist und inzwischen bundesweit an zahlreichen katholischen Schulen erfolgreich praktiziert wird. Das „Compassion” genannte Projekt ist in seinem Kern ein mehrwöchiges Sozialpraktikum, das die Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs in einer sozialen Einrichtung absolvieren, wobei Einrichtungen aller Art, vom Kindergarten über Alten- und Behindertenhäuser bis hin zum Sterbehospiz, als Praktikumsplatz in Frage kommen.

Wichtig ist dabei, dass dieses Praktikum in der Schule intensiv vor- und nachbereitet wird, mehr noch: dass über alle Fächer und Schuljahre verteilt Kenntnisse vermittelt werden, warum und wo mitten unter uns oder auch am Rande lebende Menschen der Hilfe bedürfen. Ziel ist es, behutsam und stetig eine Sensibilität für diesen Aspekt der sozialen Wirklichkeit aufzubauen. Jedes Unterrichtsfach hatte den Auftrag, in sein Curriculum entsprechend geeignete Inhalte und Sequenzen einzufügen.

Schulpolitisch bedingte Veränderungen

Die letzten Jahre der hier beschriebenen Periode waren von einer recht turbulenten niedersächsischen Schulpolitik bestimmt, die weitreichende Reformen der Schulstruktur in die Wege geleitet hat, welche zum gegenwärtigen Zeitpunkt in vollem Gange sind und noch einige zusätzliche Jahre in Anspruch nehmen werden.

Ohne an dieser Stelle näher darauf eingehen zu wollen, seien nur die wichtigsten Stichworte genannt: Auflösung der Orientierungsstufe, Beginn der weiterführenden Schulen, also auch der Gymnasien, mit den Klassen 5 und 6, 12-jährige Schulzeit bis zum Abitur, also achtjähriges Gymnasium, damit zusammenhängend eine weitgehende Umstrukturierung der gymnasialen Oberstufe, Zentralabitur. All diesen Veränderungsvorhaben mussten sich ohne Verzug auch die katholischen Schulen in freier Trägerschaft stellen, zum einen, um Einfluss auf die sich abzeichnenden Entwicklungen nehmen zu können, zum anderen, um nicht zu einer bloßen Übernahme neuer Strukturen gezwungen zu sein, sondern gut durchdachte und pädagogisch begründete Eigenkonzepte verwirklichen zu können.

Das hat in der Liebfrauenschule bisher schon manche Arbeitsgruppen und Konferenzen beschäftigt. Zudem hat ihr diese Entwicklung bereits im Schuljahr 2003/04 zum ersten Mal wieder 5. Klassen beschert. Seit dem Schuljahr 2004/05 besteht die Schülerschaft wieder aus den kompletten Jahrgängen 5 bis 13, mit einer Gesamtzahl von etwa 780 Schülerinnen und Schülern, die von ca. 55 hauptamtlichen Lehrpersonen unterrichtet werden. In den Oberstufenjahrgängen befinden sich jeweils etwa 80 Schülerinnen und Schüler, die in entsprechender Anzahl von Jahr zu Jahr mit dem Abitur die Schule verlassen.

Insgesamt hat die Liebfrauenschule bis 2010 genau 2310 Abiturientinnen und Abiturienten entlassen. Davon entfallen auf die Jahre vor dem Schulträgerwechsel 351 Absolventinnen (bis dahin nur junge Damen). 

Resümee

Verfolgt man die Geschichte der Liebfrauenschule seit 1979, so zeigt sich, dass sie wie in all den Jahrzehnten zuvor stets an einem Ziel festgehalten hat: Kindern und Jugendlichen eine ihren Fähigkeiten entsprechende Schulbildung zu vermitteln und sie damit auf ein Leben in christlicher Verantwortung vorzubereiten.

Es war ihr immer wichtig, dass Wissen und Verantwortungsfähigkeit Grundelemente der Bildung sind; Wissen verstanden als Erwerb von Kenntnissen und Einsichten, und Verantwortungskompetenz verstanden als die Fähigkeit, nach christlichen Wertmaßstäben zu urteilen, zu entscheiden und zu handeln. Sie ist sich heute wie früher ihres besonderen Auftrages als katholische Schule bewusst und bemüht sich, diesem Auftrag jeweils zeitgemäß zu entsprechen. Dabei kann sie sich auf einen Schulträger verlassen, der dieses Bemühen anerkennt und unterstützt.

Weil der Schulträgerwechsel in eine Zeit wachsender Schülerzahlen und gleichzeitigen Lehrermangels fiel, waren die Hauptprobleme der nächsten Jahre vorgezeichnet. Die Schülerzahl wuchs in den ersten drei Jahren von ca. 480 auf etwa 630. Wieder stand die Schule vor der Schwierigkeit großer Raumnot. Und die Lehrer, die teils wegen des Anwachsens der Schülerzahl, teils als Ersatz für ausscheidende Lehrkräfte gewonnen werden mussten, waren rar, insbesondere in so wichtigen Fächern wie Naturwissenschaften, Mathematik, Latein, Religion u. a.

Die Ausstattung mit Lehr- und Lernmitteln hatte nicht mit der allgemeinen Entwicklung Schritt halten können, so dass hier ein erheblicher Nachholbedarf zu befriedigen war. Hinzu kam, dass die noch in den Anfangsjahren stehenden schulorganisatorischen Neuerungen, vor allem die Übernahme der Schüler aus der vorgelagerten Orientierungsstufe und die reformierte Oberstufe, in eine bestmögliche Praxis umzusetzen waren. Die ersten Jahre der neuen Ära waren im Wesentlichen von diesen Problemen bestimmt.